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Die Vernetzung der Welt hat eine neue Stufe erreicht, die große Chancen, aber auch einige Risiken für den deutschen birgt. Im Vergleich zu der Zeit vor der macht sich die Vernetzung mittlerweile unmittelbar in der Produktion geltend. Wer auf den mit der weiteren Vernetzung der Welt einhergehenden Umbruch angemessen reagieren will, muss dabei zunächst genau verstehen, was dieser Umbruch bedeutet, um dann entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Gerade für den deutschen Mittelstand und seine Zukunft kann es entscheidend sein, das Prinzip dieser gesamthaften Vernetzung genau zu betrachten.

Eine neue Stufe der Vernetzung der Welt

Hat die Vernetzung der Welt schon immer die wirtschaftliche Produktion revolutioniert? Um dieser Frage nachzugehen, macht es Sinn, sich zwei alte Begriffe der politischen Ökonomie vor Augen zu führen: Zirkulationssphäre und Produktionssphäre. Mit der Zirkulationssphäre ist der Bereich des Handels und des Tauschs gemeint. Bisher hat die Vernetzung der Welt fast ausschließlich hier stattgefunden. Menschen auf dem gesamten Globus begannen, ihre Waren auszutauschen. Es bildete sich ein Weltmarkt heraus und die von Theoretikern wie Adam Smith und David Ricardo so geschätzte globale Arbeitsteilung entstand. Bekanntlich hatte diese Entwicklung einen enormen Schub an Produktivität zur Folge. Aber die Revolutionierung der Produktion durch eine stärkere Vernetzung der Welt blieb immer durch die Zirkulationssphäre vermittelt.

Während der neu entstandene Weltmarkt die Anwendung optimaler Produktionsmethoden universell ermöglichte und zugleich durch Konkurrenz erzwang, blieben die einzelnen Produktionsstandorte voneinander unabhängige Entitäten. Verknüpft waren sie lediglich durch die globalen Handelsströme. Auch die einzelnen Maschinen waren klar voneinander unterscheidbar. Beides beginnt sich seit einigen Jahren zu ändern. Und zwar deshalb, weil die Vernetzung der Welt heute direkt auf die Produktionssphäre übergreift. In anderen Worten: Es sind nicht länger nur die Unternehmer als reale oder juristische Personen durch den Tausch miteinander verknüpft, sondern zunehmend auch – durch neue Kommunikationstechnologien – ihre Investments. Das verbirgt sich im Kern hinter dem neuen Modewort Industrie 4.0. In einem interessanten Blogbeitrag hat der BWL-Kenner Dominik Kunze jüngst darauf hingewiesen, dass die Vernetzung der Welt im Zuge der Digitalisierung bereits eine neue Stufe erreicht hat. Denn Globalisierung heute, so schreibt Kunze, „verändert mittlerweile schon die Produktion als solche“.

Vernetzung der Welt im 21. Jahrhundert: Die Smart Factory als Zukunftsmodell

Was es konkret bedeutet, wenn die Vernetzung der Welt von der Zirkulationssphäre unmittelbar auf die Produktionssphäre übergreift, lässt sich gut am heutigen Trend der Smart Factory beobachten. In einer Smart Factory werden dabei ununterbrochen Daten:

  • über die Maschinen selbst und ihre Arbeitsabläufe gesammelt,
  • in einem umfassenden Prozess digital verwertet und
  • anschließend automatisch zur Optimierung des laufenden Produktionsprozesses herangezogen.

Selbst sich anbahnende Fehlfunktionen können so im Vorfeld effektiv ausgemacht und kompensiert werden. Vernetzung der Welt heute bedeutet also auch eine Vernetzung der Technik – das heißt, eine Vernetzung in der Produktion selbst. Die Folge ist eine starke Tendenz zur Integration und Zentralisierung. Wenn zwei Roboter ununterbrochen Daten austauschen und darauf basierend kontinuierlich ihr Verhalten ändern handelt es sich dann überhaupt noch um zwei verschiedene Roboter? Oder sind sie nicht schon zu einer großen Maschine verschmolzen?

Man kann das für eine philosophische Spitzfindigkeit halten – in ihr meldet sich aber ein in der Tat ein epochaler Umbruch an. Mittelständische Unternehmen dürfen ihn durchaus als Zukunftsmusik wahrnehmen, verspricht diese neue Stufe der Vernetzung der Welt doch ungeahnte Möglichkeiten und vor allem Wachstumschancen. Hierbei bestehen allerdings auch Risiken. Die Partizipation des deutschen Mittelstands erfordert an dieser neuen Stufe der Vernetzung der Welt einerseits ein umfassendes Breitbandnetz. Hier hat gerade die Politik einige Versäumnisse zu verantworten, die den Wirtschaftsstandorten, sollten sie nicht zügig behoben werden, teuer zu stehen kommen könnten. Andererseits ist die Verschmelzung der Produktion zu einer hocheffizienten Einheit problemlos nur innerhalb desselben Unternehmens möglich. Denn sobald verschiedene Eigentümer involviert sind, ergeben sich zumindest in bestimmten Fällen leichte Betrugsmöglichkeiten. Es wäre deshalb denkbar, dass sehr große Unternehmen von der Vernetzung der Welt im 21. Jahrhundert stärker profitieren könnten als kleinere Unternehmen.

Autonomes Fahren: Die Zukunft der

Wie weit die Smart Factory im Extremfall reichen könnte, zeigen neue Trends in der Logistikbranche. Auf ihrer Webseite schildert die Deutsche , wie die Vernetzung der Welt auch hier neue Möglichkeiten eröffnet. So könnten autonom agierende Fahrzeuge dank eines ständigen Informationsflusses seitens einer Produktionsstätte diese automatisch mit Nachschub versorgen. Hieran zeigt sich, dass die Smart Factory durchaus nicht auf das Gelände eines bestimmten Produktionsstandorts beschränkt sein muss, sondern problemlos auch die Lieferketten miteinschließen könnte, durch die ein einzelner Produktionsstandort umfassend versorgt wird. Und das wiederum funktioniert umso besser, wenn auch die Daten aller anderen Produktionsstandorte permanent einbezogen werden, was wiederum auf den ständigen Austausch von Daten fußt. Es kann also mit Grund spekuliert werden, dass wegen der Vernetzung der Welt das erfolgreiche Unternehmen der Zukunft eine einzige, sehr große Smart Factory sein wird und der deutsche Mittelstand hierbei umfassende Chancen nutzen kann, um sich für die Zukunft effektiv zu positionieren.

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