Die Geschlechtsbestimmung von Tieren oder Spermien wird auch als Sexen (lat. „Geschlecht“) bezeichnet und allgemein mit der Geflügelzucht assoziiert. Und genau dort, in industriellen Brütereien, stellt die Geschlechtsbestimmung der Küken ein kontroverses Thema dar: Denn in der Eier- und Geflügelproduktion gelten die männlichen Küken als unerwünschtes Nebenprodukt. Ist das Geschlecht nicht eindeutig bestimmbar oder handelt es sich um ein männliches Küken, so findet es bisher den Tod per Gas und Kükenschredder. Das geht dann wie folgt: Küken > Geschlecht erkennen > Selektieren. Neue Methoden, wie zum Beispiel respeggt auf Basis der SELEGGT-Technologie, versprechen nun die industrielle Geschlechtsbestimmung der Küken bereits im Brutei.
Methodenübersicht: Küken-Geschlecht-Erkennen
Es gibt verschiedene Methoden zur Geschlechtsbestimmung der geschlüpften Küken. Nicht jede Methode bietet sich für Laien an. Manche sind von dem Alter der Küken abhängig, andere erfordern teilweise langjährige Erfahrung.
Kloakensexen
Beim Kloakensexen wird mit einem geübten Griff Druck auf die Kloake ausgeübt, sodass diese invertiert und die Geschlechtsmerkmale der Küken hervortreten. Mit entsprechender Erfahrung lassen sich diese unterscheiden. Dabei ist allerdings eine qualifizierte Ausbildung gepaart mit hoher Präzisions- und Konzentrationsfähigkeit von Nöten.
Federsexen
Das Federsexen bedient sich der Geschlechtsbestimmung der Küken anhand der Federn an Schwanz und Flügel. Allgemein unterscheidet man zwischen dem Federsexen anhand der Kennfarbigkeit und dem Federsexen anhand der Federlänge. Hühner bilden schneller echte Federn aus als ihre männlichen Pendants. Die Zeit stellt hierbei allerdings einen entscheidenden Faktor dar: Ab etwa zwei Wochen unterscheiden sich die heranwachsenden Küken hinsichtlich Federlänge und -volumen nicht mehr. Um das Geschlecht der Küken von privaten Züchtern und Küken-Liebhabern zu erkennen, bietet sich häufig die Geschlechtsbestimmung anhand der Farbe an. Da man in der Regel eine Gruppe von Küken mit Geschlechtskopplung bestellt, lassen sich relativ zuverlässige Aussagen hinsichtlich der Korrelation zwischen Farbe und Geschlecht tätigen. Allgemein bekommen Junghennen ihre Federn schneller. Die männlichen Küken hingegen bilden im Altern von etwa 1 ½ Monaten ihre Kämme aus, die sich darüber hinaus rötlich zu färben beginnen. Junghähne sind tendenziell etwas größer, haben kantigere Köpfe und gewöhnlich längere Beine.
Geschlechtsbestimmung: Küken in Brütereien
Vor allem in der Eier- und Geflügelproduktion nimmt die Geschlechtsbestimmung der Küken einen wesentlichen Stellenwert ein. Denn nur weibliche Küken legen zukünftig Eier. Darüber hinaus lohnt es sich wirtschaftlich nicht für die Brütereien, die männlichen Küken für die Fleischproduktion zu nutzen. Im Verhältnis zu anderen Mastrassen setzen die männlichen Küken aus der Eier- und Geflügelproduktion nämlich nicht ausreichend Fleisch an.
Die Frage nach Hahn oder Henne stellt entsprechend eine alltägliche Praxis in Brütereien dar. Es mag im Zeitalter der Digitalisierung kaum vorstellbar sein, aber es ist Alltag: Bisher wird in produzierenden Brütereien ausschließlich per Hand selektiert. Das Geschlecht der Küken wird direkt nach dem Schlüpfen durch das geübte Auge eines Menschen bestimmt. Das erfordert natürlich einige Übung, erreicht aber eine gewisse Genauigkeit, die sich im wirtschaftlichen Sinne als rentabel herausstellt.
In den Brütereien werden die Küken in Abhängigkeit ihrer Rasse sowohl nach Kloaken- als auch Federsexen bestimmt. Insbesondere das Kloakensexen ist ein spezialisierter Beruf, der zwangsläufig mit entsprechender Erfahrung einhergeht und kostenintensiv ist. Nach Angaben der Industrie kann eine geübte Person etwa 2000 Küken pro Stunde sortieren – die Trefferquote liegt bei etwa 98 Prozent.
Geschlechtsbestimmung: Küken als Embryo im Brutei
Bisher ist das Kükentöten laut Rechtsprechung ein sogenannter „vernünftiger Grund“ gemäß Tierschutzgesetzt. Diese Entscheidung des Oberverwaltungsgericht Münster aus dem Jahre 2016 wird allerdings aktuell neu aufgearbeitet. Und spätestens mit einer alternativen Technologie ist das Kükenschreddern nicht mehr gesetzlich legitimiert.
Die Geschlechtsbestimmung der Küken im Brutei, d.h. vor dem Schlüpfen der Küken, scheint momentan das realistischste Verfahren zu sein. Gleich zwei Technologien haben für Ende 2018 eine Lösung angekündigt, die im industriellen Sinne das Geschlecht der Küken erkennt. Vor allem das SELEGGT-Verfahren, welches Endverbrauchern unter dem Namen respeggt bekannt werden dürfte, ist so weit fortgeschritten, dass es zukünftig in allen Brüterei angewendet werden soll. Dieses Verfahren hat die endokrinologische Geschlechtsbestimmung zu einem automatisierten Verfahren weiterentwickelt.